Die Seele |
Wenn Nacht begräbt des Staubes Schmerzen, Wohin wird, ach die Seele fliehn ? Sie stirbt nicht – aus erloschnem Herzen Muß sie zu anderen Reichen ziehn. Wird sie entkörpert dann auf Sternen Und Schritt um Schritt zum Himmel gehn ? Wird sie sogleich des Weltalls Fernen, Ein lebend Aug`, entschleiert sehn ? Unendlich, ewig, nie verwesend, Allsehend, aber unsichtbar, Das Buch der Erd` und Himmel lesend, Schaut sie im Geist, was ist und war: Die schwächste Spur aus grauen Jahren; Die im Gedächtnis dämmern mag, Das Bild der Dinge, welche waren, Steht wieder da wie heller Tag. Zurück ins gärende Gewimmel Des Chaos taucht sie, und hinauf Bis zur Geburt der letzten Himmel Sucht sie der Dinge großen Lauf. Durch künft`ges Werden und Verderben Umspannt ihr Blick den Flug der Zeit, Ob Sonn` erlischt und Welten sterben Reglos in seiner Ewigkeit. Hoch über Lieb` und Haß und Trauer Lebt sie in reiner, tiefer Ruh`; Äonen fliehn wie Jahresdauer, Und Erdenjahre wie ein Nu. Weit, weiter schwebt sie ohne Schwinge, Ein ew`ger namenloser Geist, Durchs All und übers All der Dinge, Und weiß nicht mehr, was Sterben heißt. - Lord Byron - |
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